Markus Kmoth

Hörst du die großen Glocken läuten,
tief und laut und stark und schön?
Was mag das Tönen wohl bedeuten –
niemand kann's so recht verstehn.

Doch schau, da klingt es, lass uns hören –
ein andrer, schöner Glockenton,
ganz fein und hell, tut uns nicht stören,
ein Wunderklang – ich lausch' ihm schon.

*

Wenn stolz das Pferd am Wege trabt,
nur manchmal sich am Grase labt,
so schnell und leicht durch Wiesen flitzt,
der Sattelknauf von weitem blitzt,
und obenauf, den Blick zur Welt,
der Reiter fest die Zügel hält,
sieht man dies Tier hat nicht gelitten,
als du es einst hast zugeritten.
Bedarf es weit'rer Pflege nun –
da gibt es Vieles noch zu tun:
Das Eisen erstmal abgewetzt,
dem Pferd die Hufe schnell verletzt.
Doch weiß ich, dort gibt's einen Meister,
vielleicht ein kräft'ger, zugereister,
der mit schnellem, sicherem Schlag
ein neues anzubringen mag,
damit wir gehn mit festem Tritt,
das Pferd und ich, wir kommen mit!

*

Wie schön, wenn nachts am klaren Himmel
die Sterne scheinbar ruhig steh'n
zeigen uns wunderbare Bilder,
doch schau – du kannst sie wandern sehn.

Nur zum Schauen braucht's ein Auge,
das vom Denken wohl gelenkt;
das Wissen von der Sterne Bahnen
wird dir nicht nur im Schlaf geschenkt.

*

Gärtnerin in schönem Garten
hat wohl gepflegt ein jedes Beet,
geduldig wird sie darauf warten,
bis dann die Blüte oben steht.

Gärtnerin an heißen Tagen,
erkennst den Durst vom jungen Baum,
musst viel Wasser zu ihm tragen,
eine Fuhre reichet kaum.

Gärtnerin mit kräft'gen Händen
schneidet hier und stützet dort,
sich jeder Pflanze hinzuwenden
bedeutet Fleiß in einem fort!

*

Kräft'ges Ross und kräft'ger Reiter
führen uns durch weites Land,
ziehen schnelle, immer weiter,
gezogen wie von mächt'ger Hand.

Und da, auf diesen Bergeshöhen,
da ist ein Grat, so schmal, so lang,
kann rechts und links nur Abgrund sehen
und dennoch wird mir niemals bang.

Hast du gelernt, dein Ross zu leiten,
hast fest im Griff des Pferdes Zügel,
so kannst du schnell und sicher reiten,
der Berg wird dir zum leichten Hügel.

Kräft'ges Ross und kräft'ger Reiter
zeigen mir das weite Land,
mit Bedacht zieht er nun weiter
und führt sich selbst mit starker Hand.       

*

Auf einem Hügel sanft und fein
Da steht ein Tier, wer mag das sein?
Es stehet still und blicket stumm,
doch sieht es viel um sich herum:
Und unten kommt ein Mensch daher
Der winkt und ruft und freut sich sehr;
Da macht das Tier den ersten Schritt
Den zweiten macht es auch gleich mit,
nun läuft und springt´s auf weicher Erd´
Es ist, du weißt es ja – ein Pferd!

*

Wie schön es ist, dass Ross und Reiter
gemeinsam stets durch Wald und Feld
in schnellem Ritt und auch so heiter
erreiten sich die ganze Welt!

Wie gut, dass dieses Pferd so gerne,
von seinem Führer fein gepflegt,
den Reiter trägt in weite Ferne
und sich dabei so schön bewegt.

Wie wahr, dass eine gute Pflege
dem Tiere Liebe angedeiht
und Liebe führt es auf dem Wege
zu ernster, tiefer Zweisamkeit.

*

Wie leicht der Vogel in den Lüften
ein schönes, helles Liedchen singt,
wie schnell und kraftvoll in den Klüften
er seine schönen Schwingen schwingt;

Wird hoch erzogen in Himmelssphären
und liebt die Sonne, kennt den Wind;
des Vogels Flug tust du verehren,
so bist du auch ein Sonnenkind.

*

Wenn die Vögel ihre Schwingen
in den Lüften breiten aus,
wenn sie helle Lieder singen,
die dann dringen in mein Haus;
Wenn die Pferde munter springen
über Stock und über Stein,
wenn ihre Hufe lustig klingen,
fällt auch mir ein Liedchen ein:
von all den schönen, guten Dingen,
die die Welt mir bringt hervor.
Müh' ich mich darum zu ringen
öffnet sich mir das Weltentor.

*

Hörst du der Vögel Lobgesang,
des Morgens, wenn der Mensch erwacht,
wenn sie im Sonnen – Tatendrang
schon ihren Morgenflug gemacht?
Hörst du, wenn abends, mit den Dingen,
der Mensch sein Tagewerk beend't,
wie da die Vögel etwas singen
was himmelwärts zur Nacht sich drängt?
Ja, die Vögel, die sind weise,
erzählen gerne den Bericht
von ihrer langen Tagesreise
und von dem hellen Sonnenlicht.

*

Es schnaubt und tost um uns herum
und rennt und springt mit viel Gebrumm,
gleich einem Kreisel der sich dreht
und immer nah der Mitte steht.
Zur Mitte geh´n und drinnen sein
wie mittags hoch der Sonnenschein,
bedarf bedächt´gen Schreitens nur
gleich kleinen Zeigern in auf der Uhr.

Blitz und Donner, die sind Brüder,
teilen oft den Himmel sich,
singen krachend ihre Lieder,
funkeln wild und fürchterlich.

Doch immer müssen sie stets weichen
der Sonne Kraft, der Sternen Schar
und geben fern ihr letztes Zeichen,
wenn der Himmel wieder klar.

Auch im Menschen tun sie weiden,
verdunkeln ihm die Sinne gern;
vertreiben kann man diese beiden
mit offnem Herz für Sonn' und Stern.

*

Und an dem großen Tor zur Welt,
da stehet er, der starke Held.
Er siehet Berge, Flüsse, Wälder,
mit stetem Fleiß bestellte Felder
und manche Stadt mit hohen Türmen,
die möchte er sogleich erstürmen,
doch ist das große Ziel noch weit
mit seiner schönen Herrlichkeit;
erst muss er lernen, sein Handwerk üben,
was ihn nur selten kann betrüben,
denn, das weiß er sicherlich:
Das Üben tut er ja für sich!

*

Schöner Prinz, mit starker Hand,
wandert durch das ganze Land,
er sieht wohl Berge, Flüsse, Seen
und bleibt erst eines Tages steh'n,
als ein Strom den Weg versperrt
und ihm den Weitergang erschwert.
Ob er ihn mutig wohl durchschreitet,
auch wenn es Mühe ihm bereitet?
Der Prinz, der hört den inneren Rufer:
„Dein Ziel ist an dem anderen Ufer!"
Er packt sein Bündel, hält es hoch
und geht hindurch, er schafft es doch.
Und drüben glücklich angekommen,
da hat er sich ein Land genommen,
regieret dort gerecht und weise
und zehret lang von seiner Reise.

*

Blumen und Tiere aller Arten
find ich in meinem kleinen Garten,
auch Steine rund und wunderschön
kann ich mit großem Staunen sehn.

Doch ein Geheimnis birgt mein Beet,
das immer schön zur Blüte steht:

Den Garten find ich auch in mir,
der mir wohl zeigt der Blüten Zier,
dem ich im Wollen, Fühlen, Denken
mein ganzes Augenmerk will schenken,
damit die Welt in mir gedeihe
und mir die Kraft zum Tun verleihe.

*

In meinem Garten Rosen blühn,
ein tiefes Purpur ohnegleichen;
der Stolz auf meiner Pflege Mühn
sehr bald dem Dank tut weichen;
dem Dank, der Himmelsgaben spiegelt,
der stets in alle Herzen sieht,
mir jeden Stolz bezähmt und zügelt
und Freude an den Rosen gibt.

*

Sonne ist ein strahlend Wesen,
Wärme, Licht und Tatendrang,
kann in ihrem Lichte lesen,
wird mir im Tun der Tag nicht lang.

Sterne sind wie Lichtgedanken,
leiten den Fischer übers Meer,
lassen den Ritter niemals wanken,
schaffen Klarheit rings umher.

Sonn´ und Sterne sind auf Erden
zu finden wohl in jedem Ding,
gibt sich der Mensch in seinem Werden
dem Lichten, Wesenhaften hin.

*

Die lieben Sterne haben
am großen Himmelszelt
uns mit Musik geladen
zum Tun in dieser Welt.
Da nehm ich all mein Schaffen,
hab Gutes nur im Sinn,
brauch' gar nicht zu erschlaffen,
weil ich so kräftig bin.

*

Ein Ritter zu Pferd,
der stolz wie ein Held
das Gute verehrt,
kommt weit in der Welt.

*

Steht ein Reiter vor dem Tore,
klopfet an mit kräftgem Schlag.
Dahinter tönt's in großem Chore:
„Wer da wohl heute zu uns mag?"

Da nennt der Reiter seinen Namen
und manch' vollbrachte Heldentat
rühmt viele seiner großen Ahnen,
und bietet ritterlichen Rat.

Und schau, schon steht das Tor weit offen,
er ziehet ein in stolzem Ritt,
und alle, die ihn sehen, hoffen,
dass er gehört in ihre Mitt.

*

Es ziehet der Ritter auf Bergeshöhn,
er hebet das Haupt, um die Feinde zu sehen,
doch schaut er nur Freunde, wohin er auch blickt,
muss überdenken sein Rittergeschick:
Vollbringt er nun Taten ohne Harnisch und Speer,
auch Helm, Schild und Schwert, die braucht er nicht mehr.
Er nun jede Tat im Geist überdenkt,
Besonnenheit ist's, was sein Handeln nun lenkt.
Die Kraft der Ruhe, die kehret bald ein,
ist fester als jeder Edelstein.

*

Sieh die Schiffe in der Flotte:
Wie sich eins zur Seite dreht,
ankert vor der kleinen Grotte,
damit´s vom Wind nicht fortgeweht.
Sieh dort fern, am End´ der Leine,
wo die Grotte reicht ins Meer,
da funkeln helle Edelsteine;
den Platz verlass ich nimmermehr.

*

Der Fisch glänzt´ silbern wie ein Stern,
bewegte sich beim Schwimmen gern,
sprang hurtig und mit viel Gebraus
sogar mal aus dem Wasser raus.
Und abends in des Teiches Tiefen,
wenn dunkle Steine nach ihm riefen,
da schwamm er ruhig, stehend fast,
versteckte sich bei einem Ast
und hörte weit um sich ein Raunen,
das ließ ihn hören, sehen, staunen.

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